Silvia Häringer – Interview mit der Icelady

Silvia Häringer – Interview mit der Icelady

Silvia Häringer ist eine beeindruckende Persönlichkeit im Motorsport und ein starkes Vorbild für Frauen in einer männlich dominierten Welt. In diesem Interview spricht sie offen über ihre Erfolge im Rallyesport, Herausforderungen als Frau, diskriminierende Erlebnisse und ihr Herzensprojekt „Challengefeeling“, mit dem sie schwerkranken Kindern Mut und Freude schenkt. Lass dich von ihrer Energie und Leidenschaft inspirieren.

Unser Team Mitglied Sarah hatte die Möglichkeit mit Silvia Häringer zu sprechen und spannende Fragen zu stellen. Ich habe Silvia beim GP Ice Race in Zell am See zwar fahren sehen, leider aber nicht persönlich kennengelernt. Durch ein Bild, welches ich von Silvias Fahrzeug gemacht habe, sind wir über Instagram in Kontakt gekommen. Silvia ist, wie auch Sarah, in einer „Männerdomäne“ unterwegs, daher war schnell klar, dass Sarah dieses Interview am besten machen kann. Und wie man sieht, haben sich die beiden Powerfrauen super verstanden. Lest selbst, mit welchen Schwierigkeiten Silvia konfrontiert wurde und sich dennoch den Spaß am Rennen nicht nehmen lässt.

Motorsport Fahrzeug von Silvia Häringer

Sarah im Interview mit Silvia Häringer

Das Telefonat mit Silvia war irgendwie, als würde man sich schon ewig kennen. Es wurde gelacht, bayerisch geredet, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, und wir sind ohne einander zu fragen beim „DU“ gelandet. 

Als Frau im Motorsport, oder generell in einem männerdominierenden Bereich hat man bzw. Frau es nicht leicht. Das war uns schnell klar, denn sie ist Zimmerin, leitet ein Familienunternehmen und ich Sarah Dittmar, bin Kfz-Technikermeisterin. Aber es geht hier nicht um den Beruf, sondern um ihre Leidenschaft, dem Rallyfahren.

Fragen an Silvia Häringer

Sarah: Wie kamst du zu diesem Sport?

Silvia Häringer: Durch meinen Vater der Gokart fährt. Dadurch wollte ich schnell selber hinters Steuer. Von Slalom bis hin zu Offroad Trophies und Co-Pilotin bei der deutschen Meisterschaft, war alles dabei. Eines Tages, beim Ice Race, wurde mir angeboten mit einem Audi S4 das mal auszuprobieren. Das lies ich mir nicht zweimal sagen und fuhr das erste Mal auf Eis. Wenn auch eine langsame „Kaffeefahrt“.

Mein Interesse war geweckt und ich habe verschiedene Wintertrainings gemacht.

Sarah: Und wie ging es weiter?

Silvia Häringer: Nach einem Audi TT kam ein Subaru mit dem ich 2014 mein erstes Rennen fuhr. Doch den wollte ein junger Mann während des Rennwochenendes unbedingt kaufen. So kam es, dass ich mir 2016 einen Mitsubishi Evo kaufte und damit sogar beim ersten Rennen in Ellmau Platz 1 belegte, unter 80 Teilnehmern.

Im Rallycross der italienischen Meisterschaft wurde ich Fünfte unter 15 Teilnehmern.

Sarah: Klasse Leistung! Welches Auto fährst du denn privat?

Silvia Häringer: Einen Toyota Hilux (damit meine Dogge auch Platz hat).

Sarah: Schraubst du auch selbst?

Silvia: (lacht) Nein, außer mal einen Räderwechsel

Frauen im Motorpsort

Sarah: Immerhin. Wie ist es denn für dich als Frau in diesem Sport?

Silvia Häringer: Na ja man muss schon abgehärtet und nicht auf den Mund gefallen sein. Aber durch meinen Beruf kannte ich das bereits. Auf jeden Fall sollte man sich nichts gefallen lassen und immer Kontra geben, zum Beispiel bei einem blöden Spruch oder Ähnliches. Ich finde es schade, dass es in solchen Bereichen wenig Frauen gibt. Das würde vermutlich vieles einfacher machen.

Hat zwar nichts mit dem Rallyfahren zu tun, aber ich wurde an einem ehemaligen Arbeitsplatz sexuell belästigt. Das Schlimme daran war nicht die körperliche Belästigung an sich, dagegen kann ich mich sehr gut wehren- sondern wie damit umgegangen wurde. Die Polizei wurde zwar gerufen, aber mein Chef hat ihn nicht einmal gekündigt oder verwarnt. Mir wurde gesagt, das käme davon, wenn ich mich so aufreizend anziehe. Hallo, ich arbeite in einem stinknormalen Schlabber-T-Shirt und Arbeitshose. Und selbst wenn ich anders angezogen wäre, ist das noch lang nicht das Recht, sich deswegen an einer Frau zu vergreifen.

Ich musste weiterhin mit ihm arbeiten, was schwierig für mich war. Ich bin ihm, so gut es geht, aus dem Weg gegangen. 

Er wurde erst „weggesperrt“ als sich außerhalb der Arbeit ein Vorfall mit einer anderen Frau ereignete. 

Sarah: Das ist ja furchtbar. Toll dass du so stark aus der Sache herausgingst. Und da wir gerade beim Thema sind, hast du ein Vorbild oder gleich mehrere?

Silvia Häringer: Mattias Ekström, und auf jeden Fall Sophia Flörsch. Die zeigt den Männern, wo es lang geht und ist unglaublich schnell. 

Na ja und Niki Schelle, er hat mich, als ich ein Kind war, trainiert. Noch dazu ist er supersympathisch.

Sarah: Sophia Flörsch ist für mich auf jeden Fall auch ein Vorbild. Welche Ziele hast du und was wünschst du dir für die Zukunft?

Silvia Häringer: Mein Wunsch ist es, seit ich klein bin, einen Lamborghini zu besitzen. Irgendwann zumindest.

Und dass sich Frauen mehr (zu)trauen. Oft frage ich Frauen, ob sie auch mal selbst fahren wollen. Und da kommt so gut wie immer „Nein ich trau mich nicht, lass mal, ich kann das ja nicht“ usw. Ich finde das wirklich schade. Denn was soll schon passieren. Ist ja nicht umsonst ein Rallyeauto geworden (lacht). Außerdem sitze ich ja daneben und gebe Tipps. Es wird von niemandem eine Bestzeit erwartet.

Mein Wunsch wäre, dass es mehr Frauen im aktiven Motorsport gibt. Und dass wir auch eine ehrliche Chance bekommen und nicht nur belächelt oder mit Vorurteilen konfrontiert werden.

Eine meiner Herzensangelegenheiten ist die Organisation Challengefeeling. Dort werden Kinder mit lebensverkürzenden Krankheiten und ihre Familien unterstützt. Dies geschieht meist durch den Erlös von Renntaxifahrten mit mir bei diversen Veranstaltungen. Die betroffenen Kinder dürfen dann auch gerne bei mir mitfahren. Für mich gibt es nicht schöneres als das Lächeln der kranken Kinder oder die Freude der Familienmitglieder zu erleben. 

Gerne würde ich dieses Thema mehr ausbauen und mich noch mehr einsetzten. Am liebsten aber durch so etwas meinen Lebensunterhalt verdienen. Das wäre wirklich toll. Vielleicht ergibt sich dazu irgendwann die Chance.

Sarah: Vielen herzlichen Dank Silvia für deine Zeit und dein Statement. Ich würde im Übrigen gerne mal bei dir mitfahren oder auch selber fahren.

Silvia Häringer: (lacht) Danke auch dir, hat mir mega Spaß gemacht. Und das mit dem mitfahren und selber Fahren bekommen wir bestimmt mal hin. 

Noch schöner wäre es, wenn sich das Frauen trauen die (noch) nicht autoaffin sind.

Nachwort

Abschließen von mir noch: Wow, also auf mich wirkst du, Silvia, sehr stark. Ich bewundere deine Kraft und Energie und vor allem, dass du deine Leidenschaft lebst. Wir Frauen dürfen uns von keinem Mann oder generell niemandem klein machen lassen. Dein Engagement für den guten Zweck ist ein tolles Vorbild. DANKE liebe Silvia für das tolle Interview.

Habt ihr noch Fragen an Silvia? Stellt sie gerne in den Kommentaren,

Deine Fragen – unsere Antworten

Wie kam Silvia Häringer zum Motorsport?

Silvia Häringer fand ihren Weg in den Motorsport durch ihren Vater, der aktiv Gokart fuhr. Sie sammelte erste Erfahrungen bei Slalomrennen, Offroad-Trophies und als Co-Pilotin in der Deutschen Meisterschaft. Ihr erster Auftritt beim Ice Race weckte ihre Leidenschaft für das Fahren auf Eis – der Startschuss für weitere Erfolge im Rallyesport.

Welche Fahrzeuge hat Silvia Häringer im Motorsport gefahren?

Zu Silvias Rallye-Fahrzeugen zählen unter anderem ein Audi TT, ein Subaru und aktuell ein Mitsubishi Evo. Mit diesem gewann sie sogar gleich ihr erstes Rennen in Ellmau – gegen über 80 Teilnehmer*innen. In der italienischen Rallycross-Meisterschaft belegte sie Platz 5.

Fährt Silvia Häringer im Alltag ein sportliches Auto?

Privat fährt Silvia einen Toyota Hilux – kein Sportwagen, aber praktisch. Das große Fahrzeug bietet ausreichend Platz, besonders für ihre Dogge, die regelmäßig mitfährt.

Wie ist es für Frauen, im Motorsport Fuß zu fassen?

Silvia beschreibt den Motorsport als stark männerdominiert. Frauen müssen oft besonders durchsetzungsfähig und schlagfertig sein, um respektiert zu werden. Konfrontiert mit blöden Sprüchen oder Vorurteilen rät sie: „Kontra geben und nicht alles gefallen lassen.“

Hat Silvia Häringer Diskriminierung im Beruf erlebt?

Ja. Silvia erzählt offen von einem Vorfall sexueller Belästigung an einem früheren Arbeitsplatz – und dem mangelnden Umgang seitens ihres Chefs. Für sie war nicht die Tat selbst am schlimmsten, sondern dass sie trotz Einschaltens der Polizei weiterhin mit dem Täter arbeiten musste.

Welche Vorbilder hat Silvia Häringer im Motorsport?

Silvias Vorbilder sind u. a. Mattias Ekström und Sophia Flörsch, die mit ihrer Geschwindigkeit und mentalen Stärke beeindrucken. Auch Niki Schelle, der sie als Kind trainierte und bis heute sympathisch geblieben ist, hat sie geprägt.

Welche Wünsche und Ziele verfolgt Silvia Häringer?

• Ein Lebenstraum: einmal einen Lamborghini besitzen
• Persönlich mehr Frauen für den Motorsport begeistern
• Ein faires Umfeld für Frauen im Rennsport
• Noch intensiver für Challengefeeling aktiv sein – eine Initiative, bei der sie schwerkranken Kindern durch Renntaxifahrten Freude schenkt
• Bonusziel: Mit Motorsport-Projekten wie Challengefeeling irgendwann den Lebensunterhalt verdienen

Was ist „Challengefeeling“ und wie unterstützt Silvia Häringer damit Kinder?

Challengefeeling ist ein Herzensprojekt von Silvia, bei dem Renntaxifahrten auf Veranstaltungen genutzt werden, um Spendengelder zu sammeln. Diese kommen Kindern mit lebensverkürzenden Erkrankungen und ihren Familien zugute. Zusätzlich dürfen betroffene Kinder auf Wunsch selbst mitfahren – ein emotionales Erlebnis für alle Beteiligten.

Können Zuschauer oder Motorsportbegeisterte selbst bei Silvia mitfahren?

Ja. Silvia bietet bei bestimmten Events Renntaxifahrten an – teils auch für den guten Zweck wie bei Challengefeeling. Außerdem lädt sie Interessierte, insbesondere Frauen, dazu ein, selbst zu fahren und sich auszuprobieren. Ihr Motto: „Was soll schon passieren? Ich sitze ja daneben.“

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