Eure Fragen an die Expertin – Räderwechsel leicht gemacht
Selbst Räderwechseln spart Geld und gibt dir mehr Selbstvertrauen im Umgang mit deinem Auto. In dieser ausführlichen Anleitung zeigen wir dir alle wichtigen Schritte von der Werkzeugvorbereitung, richtigen Fahrzeugabsicherung über das Abnehmen und Montieren der Räder bis hin zur Pflege der Radnabe und dem korrekten Anziehen der Schrauben oder Muttern mit Drehmoment. Perfekt für Einsteiger und alle, die ihre Autosaison selbst in die Hand nehmen möchten.
Liebe Car Girls,
hier könnt ihr nun den ersten Beitrag von Sarah lesen, Sie hat sich die Mühe gemacht und einen umfangreichen Artikel zum Thema Räderwechsel geschrieben. Wenn ihr die Möglichkeit dazu habt, könnt ihr hier einiges sparen und an Selbstvertrauen gewinnen, wenn ihr euch nur einmal traut. Ihr könnt natürlich das erste Mal auch Hilfe dabei in Anspruch nehmen, wenn ihr euch unsicher seid. Man muss sich oft aber einfach nur trauen.
Die Befolgung der Anleitung geschieht dennoch auf eigene Gefahr, darauf müssen wir euch leider hinweisen.
Sarahs Tipps für den Räderwechsel:
Fangen wir mal mit den grundlegenden Dingen an: Bevor ihr anfangt richtet euch alles wichtige her: Drehmomentschlüssel mit richtiger Nuss (meist 17er Langnuss) eventuell sogar mit Verlängerung, Radkreuz oder Ratsche, Wagenheber (am besten einen größeren mit Rollen, nicht die zum Kurbeln) und Unterstellböcke, eventuell Radkeile, Reifenkreide (zum Beschriften), Keramikspray (KEIN KUPFERFETT oder anderes FETT), da gehe ich später näher drauf ein. Und Drahtbürste/Schleifpapier, evt Handschuhe.
Natürlich gehe ich jetzt mal davon aus, dass ihr den Zustand eurer „neuen“ Räder wisst und somit gleich keine böse Überraschung habt
TIPP: Legt die Reifen in der Position an der ihr sie montieren wollt schon mal richtig hin.
EMPFEHLUNG: Ich persönlich montiere die besseren Reifen auf die Antriebsachse, heißt beim Frontantrieb vorne und Heckantrieb hinten. Beim Allrad würde ich sie hinten montieren, da die Hinterachse die spurführende Achse ist. SO, JETZT GEHTS LOS!!!
Das Auto entweder auf einer Hebebühne aufheben oder wie in den meisten Fällen mit einem Wagenheber. Ich gehe hier auf den 2.Punkt genauer ein:Fahrzeug auf eine ebene Fläche abstellen, Handbremse anziehen und Gang einlegen, bei Automatik P. Dann, wenn gewünscht, Keile unterlegen.
An allen Rädern Radschrauben beziehungsweise Muttern NUR lösen!
Sollten diese nicht aufgehen weil sie „festgegammelt“ sind, hilft zum Beispiel ein längerer Hebel, ihr steckt die Ratsche mit Nuss beziehungsweise den Knebel auf und steigt darauf, oder ein bisschen mit dem Hammer die Radschraube/Mutter prellen: Indem ihr die Nuss aufsteckt und mit dem Hammer drauf klopft. Fahrzeug mit Wagenheber an den vorgesehen Stellen aufheben (entweder am Falz/Kante, Rahmen oder an den dafür vorgesehenen Aufnahmen). Meist ist auch irgendwo ein Hinweis oder ersichtlich wo die Stelle vorgesehen wird, zB durch einen kl Pfeil oder eine Aussparung.
Sobald das Fahrzeug aufgebockt ist einen oder zwei Unterstellböcke drunter stellen. Je nachdem wie weit der Wagenheber geht kann mit manchen das Auto auf einer Seite soweit angehoben werden so dass beide Räder frei sind und gewechselt werden können. Es gibt auch die Möglichkeit nicht von der Seite sondern von hinten/vorne zum Beispiel am Differential oder Vorderachse anzuheben. Das bitte aber nur machen wenn ihr euch auskennt und sicher seid.
Die Radschrauben/Muttern mit der Nuss oder per Hand rausdrehen. Immer erst ein Rad runter und wieder drauf, dann das nächste. TIPP: zum Schluss einer der unteren lösen.
Sollte ein Rad nicht runter gehen gibt es folgende Möglichkeiten (dabei sollte immer EINE Radschraube oder Mutter das Rad noch fixieren, aber locker sein):
– am Rad „nackeln“ von oben und unten nach rechts und links
– mit dem Fuß von Außen vorsichtig gegen den Reifen treten wie in vorher beschrieben
– von innen mit dem Hammer gegen den Reifen beziehungsweise die Felge schlagen, aber NUR mit einem Holzstück dazwischen. Schlagt ihr so gegen den Reifen kann der Hammer zurückschlagen und auf das Thema Felge und Hammer geh ich jetzt nicht weiter ein
Wenn ihr Zentrierringe habt (manchmal bei Zubehörfelgen) und diese nicht runtergehen, einfach mit einem Schraubendreher weghebeln. Wenn ihr diese danach mit einem Tuch und/oder Schleifpapier reinigt und danach mit ein bisschen Silikonspray einreibt, solltet ihr des nächste Mal weniger Probleme haben.
Bevor ihr im nächsten Punkt das Rad demontiert, beschriftet mit der Position eure Reifen (VL, VR, HL und HR). Das hat den Grund, da sich jeder Reifen anders abfährt, da will ich jetzt aber nicht genauer drauf eingehen. Ihr könnt mich dazu oder auch zu dem ganzen Beitrag gerne fragen.
Ihr habt es endlich geschafft und das Rad ist unten, dann begutachtet doch gleich mal euer Federbein (ist der Dämpfer feucht oder die Feder gebrochen), sehen die Bremsen noch gut aus (Belagstärke und Krad an der Bremsscheibe, sowie ob diese verfärbt ist oder starke Riefen aufweist). Wir gehen jetzt mal davon aus das alles passt, ansonsten würden wir ja auf die Schnelle eh keine Teile herbekommen Als nächstes macht ihr die Radnabe sauber und da gibt es, vor allm was das konservieren mit Fett betrifft, viel zu beachten.
Klar mit der Drahtbürste oder dem Schleifpapier die Nabe sauber machen stellt wohl kaum ein Problem dar. Da müsst ihr auch nicht allzu viel beachten außer, wenn es geht, atmet den Staub nicht direkt ein. Und mit Handschuhen arbeiten sowieso die meisten denk ich jetzt mal . Die Nabe muss auch nicht total glänzen aber sie sollte vom groben Dreck befreit werden, auch die Auflagefläche der Felge also der Bremsscheibentopf.
Sollten die Radschrauben schwer rausgegangen sein, weil sie zum eispiel stark verrostet sind, könnt ihr in diesem Zuge diese auch gleich sauber machen. Da eignet sich am besten eine Drahtbürste. Danach würde ich sie mit WENIG Rostlöser oder WD40 einsprühen (Keramikspray tut es zur Not auch), aber nicht die Auflagefläche beziehungsweise der Konus. Wenn ihr zu viel nehmt besteht die Gefahr, dass die Schrauben sich von allein lösen können.
Ok gut, die Schrauben sind alle i.O. oder gereinigt und gefettet. Nun kommen wir zu der Radnabe und der Auflagefläche. Diese am Besten mit dem weißen oder blauen Keramikspray besprühen, so dass ein leichter Film darauf entsteht. Es reicht meistens auch nur die Nabe zu fetten, da es sonst sein kann, dass sich ein Polster zwischen Felge und Auflagefläche bildet.
Ich würde euch auch empfehlen an denselben Stellen die Felge mit der Drahtbürste zu reinigen, aber NICHT FETTEN.
HINWEIS: Nehmt KEIN Kupferspray, da dieses in Verbindung mit Wasser und Salz eine chemische Reaktion auslöst. Genaueres könnt ihr auch im Internet dazu nachlesen.
Anderes Fett wie zum Beispiel Mehrzweckfett oder Hohlraumwachs (Mike Sanders) ist dafür auch nicht ausgelegt. Da es sich beim Erhitzen verflüssigt, somit zerläuft, kann auf die Bremsscheibe gelangen oder die Felge liegt dann nicht mehr richtig auf weil sich durch das Fett ein Polster gebildet hat was jetzt nicht mehr da ist!
TIPP: Dreht das Rad am Besten so vor euch, dass die Löcher überein stimmen, so tut ihr euch leichter. Mit einem langem Schraubendreher oder einer Verlängerung unter den Reifen legen und als Hebel benutzen und rauf mit dem Ding . Lasst eine der unteren Schrauben/Muttern zuerst anbeißen. Zieht nun alle Schrauben/Muttern gleichmäßig und über Kreuz Handfest an. Nun den Wagenheber LANGSAM ablassen bis die Räder auf dem Boden stehe, aber nicht ganz. Danach zieht ihr die Räder wieder überkreuz mit einem Drehmomentschlüssel an (meist 120-130 NM). NACH 50km NACHZIEHEN VOR ALLEM FALLS IHR KEINEN DREHMOMENT ZUR HAND HABT! Mit der Reinigung und richtigen Lagerung der demontierten Räder möchte ich mich jetzt nicht aufhalten
Nun fehlt nur noch der richtige Luftdruck. Dieser steht entweder in der Tür, im Tankdeckel oder in der Bordmappe HINWEIS: Im Winter 0,2 bar mehr Luft einfüllen (da sich der Reifen durch die Kälte zusammen zieht), außer es stehen extra MS Luftdrücke dabei.
Vergesst nicht falls euer Auto das hat, das Reifendruckkontrollsystem zu neu zu starten.
Wenn ihr Fragen zu dem Thema habt kommentiert einfach oder sendet mir eine Nachricht an: Julia@girlsgarage.de
Ich hoffe es ist hilfreich für euch. Anregungen oder Wünsche/Tipps jederzeit.
Seid gnädig zu mir.
Deine Fragen – unsere Antworten
Was wird für einen sicheren Räderwechsel benötigt?
Empfohlen werden: Drehmomentschlüssel mit passender Nuss (oft 17 mm), Radkreuz oder Ratsche, stabiler Rangierwagenheber, Unterstellböcke, ggf. Radkeile, Drahtbürste/Schleifpapier, Reifenkreide zur Beschriftung, Handschuhe und Keramikspray. Kupferspray sollte nicht verwendet werden.
Sind teure Werkzeuge zwingend nötig?
Nein, aber qualitativ gute Werkzeuge und ein sicherer Wagenheber sind wichtig für Stabilität und Sicherheit. Billige Bord-Wagenheber sind für häufige Arbeiten nicht empfehlenswert.
Muss ich beim Räderwechsel spezielle Sicherheitsmaßnahmen beachten?
Ja: Fahrzeug auf einer ebenen Fläche sichern (Handbremse, Gang einlegen/P-Stellung, ggf. Radkeile), Wagenheber nur an vorgesehenen Punkten ansetzen, Unterstellböcke nutzen. Räder immer über Kreuz anziehen und nach 50 km nachziehen.
Wie reinige und pflege ich die Radnabe richtig?
Mit einer Drahtbürste oder Schleifpapier den groben Schmutz entfernen, anschließend leicht mit Keramikspray benetzen – nur auf der Nabe, nicht auf der Felgenauflagefläche. So wird Festkorrosion verhindert. Kupferspray und Mehrzweckfette sind ungeeignet, da sie chemische Reaktionen oder Haftungsprobleme verursachen können.
Warum sollte man die Reifenposition beim Abmontieren kennzeichnen?
Jeder Reifen nutzt sich je nach Position unterschiedlich ab. Durch Beschriften (z. B. VL, VR, HL, HR) kann man beim nächsten Wechsel gezielt Rotationen durchführen oder Reifen gezielt wieder an ihrer optimalen Position einsetzen.
Wie ist das korrekte Drehmoment für Radschrauben?
Je nach Fahrzeug liegen die Werte meist bei 120–130 Nm. Immer über Kreuz anziehen und den Drehmomentschlüssel nutzen, um gleichmäßigen Anpressdruck sicherzustellen.
Wie stellt man den richtigen Reifendruck nach dem Wechsel ein?
Richtwerte stehen im Tankdeckel, der Fahrertür oder im Handbuch. Im Winter ca. 0,2 bar mehr einfüllen, sofern keine separaten Winterwerte (MS) angegeben sind. Danach ggf. das Reifendruckkontrollsystem (RDKS) im Fahrzeug zurücksetzen.
Wann sollte man lieber in die Werkstatt fahren?
Bei beschädigten Radschrauben/-muttern, defekten Dämpfern oder Federn, starkem Rost an Nabe oder Felge, sowie beim Fehlen geeigneter Hilfsmittel (z. B. hydraulischer Wagenheber, Unterstellböcke) ist der Fachbetrieb die sicherere Wahl.